Wir kommen alle verklebt auf die Welt
Passend zur Corona-Zeit bleibt unsere Gesellschaft sprichwörtlich auf der Überholspur kleben. Es wird nicht so weitergehen, ohne Rücksicht auf Verluste Gewinne zu maximieren, und wir sollten uns alle bewusster werden, für was wir brennen und unsere Überzeugungen einsetzen, sagt Marco Spitzar.
Künstler können da leicht reden, sie haben ihr Thema fest verankert und gestalten sich ihre Welt, so gut es eben geht. Nicht alle, aber viele von ihnen haben es einfach, ihre ganz persönliche Geschichte voranzutreiben. Marco Spitzar ist der Meinung, ein überzeugender Künstler hat meistens nur eine gute Idee im Leben und kann diese dann quasi genüsslich ausgestalten und verfeinern. Man braucht nicht jeden Tag diesen megagigantischen neuen kreativen Kick. Es ist viel interessanter, in Nuancierungen sein ureigenes Thema weiterzudenken. Ablenkung gibt es da nicht, das treibt man weiter, ohne auf Annehmlichkeiten Rücksicht zu nehmen, und da gibt es auch kein Ende und keine Pensionierung.
Spitzar glaubt daran,
„dass wir schon mit unseren verklebten Prägungen auf die Welt kommen und uns schwer lösen können von unseren oftmals anerzogenen Vorstellungen.“
Dazu gibt es auch immer Motive der Reinigung, der Bäder von ihm. Auslöser der verklebten Welt war die Faszination für die Eigenschaften und die Haptik des Klebstoffes UHU. Schon seit der Schulzeit experimentiert er damit und hat ganz eigenständige Techniken der Bilderfahrung und Umsetzung dazu gefunden. Erst ganz zurückgezogen und privat fertigte er hunderte von kleinen Zeichnungen an, die er mit UHU flüssig überzogen hat und die quasi wie in Bernstein eingehüllt wirken. Jetzt gibt es die verführerischen Glanz- und Schimmermomente immer mehr auch auf grossen Naturleinwänden zu entdecken. Seine Kulturträger zeichnen sich vor allem durch ein gelbes Cabin Dress aus und halten meistens eine Flinke Flasche parat. Spitzar sagt: „Ich brauche keine grossen Erfindungen mehr, um mich zu entwickeln, und der etwas naive, kindliche Zugang ist wichtig, um nicht zu verkrampfen und zu kopflastig zu werden.“
Genau das wünscht er oft allen kreativen Unternehmern: Wenn sie ihren Kern gefunden haben, sollten sie dranbleiben und die komplexe Welt vereinfachen, denn es wird da draussen in der Kampfzone nicht einfacher. Glück haben diejenigen, die ihre Erwartungen leicht zurückschrauben können und auch mit sich alleine ihre eigene Geschichte sinnvoll weiterentwickeln können.
Übrigens: Die verklebte Welt mit den vielen Zeichnungen und Naturleinwänden lässt sich gut erforschen auf der neuen Kunstwebsite: marcospitzar.com
Marco Spitzar
Marco Spitzar ist 1964 in Norddeutschland geboren und in den 70er Jahren mit seinen Eltern nach Bludenz in Vorarlberg gezogen. Die Textilindustrie, im Besonderen Getzner Textil, war der Grund dafür, dass sein Vater den Lebensmittelpunkt nach Vorarlberg verlegte. Marco Spitzar besuchte die Kunstgewerbeschule in Graz und danach die Akademie der bildenden Künste in Wien in der Meisterklasse für Bildhauerei bei Bruno Gironcoli.
1992 – 1994 Art und Creative Director bei
Konzett Werbung, Bregenz und Wien
1995 Gründung von Spitzar Complete Classical Design
1996 – 1998 längere Aufenthalte in Westafrika, Senegal
1999 – 2014 Agentur Spitzar
2015 bis heute studio spitzar
Ausstellungsliste (Auszug)
Ausstellungen nach dem Jugendkunstpreis:
Orpheum, Graz | Rathaus, Graz | Galerie am
Lendplatz, Graz – Wanderausstellung in den
österreichischen Landeshauptstädten
2007 Villa allerArt Bludenz,
Kunst die halbe Miete
2013 Art Bodensee Dornbirn,
Galerie.Z Hard, Graues Buch
2013 ArtDesign Feldkirch, Deckmantelmänner
2014 Kunst Vorarlberg, Villa Claudia Feldkirch, Personale
2017 Galerie ArtDepot Innsbruck, Personale
2017/18 Rohnerhaus Lauterach,
Face to Face – Spitzar meets Kalb
2018 Landestheater Bregenz
2018 Galerie.Z Hard, Haushaltsware Braun
2019 Galerie ArtDepot Innsbruck, Uhuismus, Personale
2019 Bludenz Kultur, Lorünser Villa Bludenz,
Unablässiges Fragen zur Dichte
2019 Sparkasse Bregenz, Moneymaker
2020 Kunstforum Kramsach, Aller Raum und Alle Zeit der Welt
2020 Schloss Amberg, Feldkirch, sparkling yellow
